Essen zählt wohl zu den essentiellsten Dingen unseres Lebens. Leider nimmt die Zahl all derer, die die Nahrungsaufnahme nicht in vollen Zügen genießen können, immer mehr zu. In erster Linie sind es Verdauungsstörungen, die den Betroffenen das Leben schwer machen.
Symptome wie Durchfall, Blähungen, Verstopfung, Völlegefühl, vermehrte Gasbildung im Dickdarm und Magenkrämpfe machen es einem schwer, sich an diversen kulinarischen Köstlichkeiten zu erfreuen. Im Falle einer Nahrungsmittelunverträglichkeit treten die genannten Beschwerden meist unmittelbar nach dem Essen auf.
Es gilt zu beachten, dass es Nahrungsmittel gibt, die auch von gesunden Personen nur schwer verdaut werden können und solche, die als generell blähend eingestuft werden. Beispiele solcher Nahrungsbestandteile sind unter anderem Senf- und Lauchöle. Substanzen, die im Dünndarm nicht aufge-nommen werden können wie z.B. der sehr häufig verwendete Zuckeraustauschstoff Sorbit, führen ebenfalls zu vermehrter Gasentwicklung im Verdauungstrakt, haben aber nichts mit Intoleranzen zu tun.
Allergie oder Intoleranz
Nahrungsmittelallergien beruhen wie alle Allergien auf einer überschießenden Reaktion des Immunsystems.
In fast allen Fällen spielt der Antikörper IgE eine entscheidende Rolle. Proteinkomplexe, die in den Nahrungsmitteln enthalten sind, vernetzen IgE Antikörper, die an Mastzellen und spezielle Zellen im Blut gebunden sind.
Das so aktivierte Immunsystem setzt sofort Histamin, einen Botenstoff, und eine Reihe anderer Stoffe frei, die in ihrer Gesamtheit eine allergische Reaktion mit Ausbildung der typischen Symptome wie Niesattacken, Ausschlag und Atembeschwerden auslösen. Betreffen die allergischen Symptome aber den Magen- Darm- Trakt, so kann auch Durchfall ein Zeichen dafür sein.
Der wesentliche Unterschied zwischen Allergien und Intoleranzen ist der, dass es bei Letzteren zu keiner Reaktion des Immunsystems kommt. Unverträglichkeiten entstehen durch einen Mangel bzw. eine Störung im Transport von Enzymen, die für einen vollständigen Abbau der Nahrung verantwortlich sind. Die Aufspaltung der Lebensmittel in für den menschlichen Körper leicht verdauliche Bruchstücke wird blockiert.
Intoleranzen können sowohl genetisch, als auch psychosomatisch bedingt sein.
Laktose Intoleranz
Sie ist die am weitesten verbreitete Nahrungsmittel-Unverträglichkeit.
Man nimmt an, dass bis zu 30% der westlichen Bevölkerung davon betroffen sind. Die Ursache für eine LaktoseIntoleranz ist eine nicht vollständige Milchzucker-verdauung. Der Zweifachzucker Laktose kann im Dünndarm nicht direkt aufge-nommen werden, er muss zuvor von einem spezifischen Enzym, der Laktase, in seine Einzelbestandteile zerlegt werden. Produziert der menschliche Körper nun zu geringe Menge dieses Enzyms, unterbleibt die vollständige Spaltung des Milchzuckers und Verdauungsprobleme wie Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Durchfall machen sich bemerkbar.
Eine genetische Ursache für einen Laktase- Mangel ist sehr selten, im Gegenteil.
Säuglinge verfügen meist über eine große Menge an Laktase, um die Muttermilch verdauen zu können. Im Erwachsenenalter nimmt die Enzymproduktion dann ab, was zu einem primär erworbenen Laktase- Mangel führt. Durch Schädigungen der Darmschleimhaut infolge von Infektionen kann das Enzymdefizit aber auch sekundär erworben werden.
Die Intensität der Symptome, die unverdauter Milchzucker auslösen kann, ist individuell verschieden und hängt von der Beschaffenheit der Darmflora ab.
Treten die Beschwerden immer wieder nach dem Genuss von Milch oder Milchprodukten, vor allem Molke und Weichkäse sind reich an Laktose, auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden, der mit Hilfe eines Atemtests, bei dem der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen wird, eine Laktose- Intoleranz nachweisen kann. Eine Ausschlussdiät über mindestens zwei Wochen kann ebenfalls hilfreich sein. Da eine Lebensmittel- Unverträglichkeit nicht geheilt werden kann, ist es für das Wohlbefinden jedes Einzelnen notwendig herauszufinden, welche Mengen des krankmachenden Nahrungsmittel vertragen werden.
Bei einer sehr ausgeprägten Form der Intoleranz muss auf laktosehältige Nahrung zur Gänze verzichtet werden, bzw. das fehlende Enzym muss als Kapsel zugeführt werden. Dabei sorgt eine säurestabile Verkapselung dafür, dass die Laktase ungehindert in den Dünndarm gelangt, wo sie dann tätig werden kann.
Fructose- Intoleranz
Die Ursache für eine Fructose- Intoleranz ist eine schlecht funktionierendes Transportsystem im Darm und eine daraus resultierende mangelhafte Aufnahme des Einfachzuckers Fruktose aus der Nahrung. Die nicht resorbierte Fruktose wird in den Dickdarm weitergeleitet, wo sie von den dort ansässigen Bakterien gleich verarbeitet wird, nicht jedoch ohne dabei Gase wie Methan, Wasserstoff und Kohlendioxid zu bilden. Diese sind wiederum Auslöser der typischen Verdauungsprobleme wie Blähungen, Bauchkrämpfe und Durchfall. Man geht davon aus, dass ca. 5- 7% der Bevölkerung unter einer Fruktose- Intoleranz leiden. Die Diagnose ist oft schwer möglich. Am besten versucht man im Zuge einer zweiwöchigen fruktosefreien Diät herauszufinden, ob sich die Beschwerden bessern. Anschließend werden die unverträglichen Lebensmittel wieder dem Speiseplan zugefügt und die Auswirkungen protokolliert. Da eine Heilung nicht möglich ist, bleibt dem Betroffenen oft nur der Verzicht fruktosehältiger Nahrung wie z.B. Obst, Gemüse, Haushaltszucker sowie industriell gefertigter Lebensmittel. In Einzelfällen, wenn der Verzicht nicht möglich oder das Verlangen zu groß ist, kann die Zufuhr des Enzyms Xylose- Isomerase, das die Fruktose in verträgliche Glukose umwandelt, hilfreich sein.
Glutenunverträglichkeit
Leidet man an einer Unverträglichkeit gegenüber dem im Getreide vorkommenden Klebereiweiß Gluten, kommt es zu einer chronischen Erkrankung des Dünndarms, die als Zöliakie bezeichnet wird. Wie genau es zur Schädigung der Dünndarmschleimhaut kommt, ist noch nicht restlos geklärt, man weiß aber, dass Gliadin, ein Bestandteil von Gluten, für die Entzündungsreaktion verantwortlich ist. Das Immunsystem erkennt das Gliadin fälschlicherweise als „Feind“ und bekämpft es, was zu einer entsprechenden Entzündung der Darmschleimhaut führt. Als Ursache vermutet man eine genetische Veranlagung. Durch die Schädigung des Darms werden auch andere Nährstoffe wie Vitamine- und Mineralstoffe nur schlecht aufgenommen, was in weiterer Folge zu einer Unterversorgung führt.
Zöliakie-Betroffene durchleben oft einen langen Leidensweg, bis die Erkrankung festgestellt wird. Kleinkinder zeigen die ersten Symptome nachdem sie erstmals mit glutenhaltigen Lebensmittel wie Weizengrieß oder Vollkornbrei gefüttert werden.
Die Folgen sind ein aufgeblähter Bauch, Appetitlosigkeit, Erbrechen und fettig glänzende, übelriechende Durchfälle.
Beim Erwachsenen ist die Diagnose schwer zu stellen, da das volle Beschwerdebild nur selten vorliegt. Häufig leiden die Betroffenen an Blähungen, leichtem Gewichtsverlust, Müdigkeit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit, also Symptome, die auch für andere Erkrankungen typisch sind.
Da eine Zöliakie nicht heilbar ist bedeutet die Diagnose eine lebenslange Diät.
Nur bei konsequenter Einhaltung kommt es zur Linderung der Beschwerden. Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Grünkern, Gerste und Hafer sollten im eigenen Interesse aus dem Speiseplan verbannt werden.
Mais, Reis, Hirse und Amaranth sind dagegen glutenfrei.
Histamin- Intoleranz
Ein Enzymdefekt führt dazu, dass Histamin nicht richtig abgebaut werden kann.
Der Mangel an Diaminooxidase ist dafür verantwortlich, dass Histamin in den Blutkreislauf kommt und allergieähnliche Symptome auslöst. Die Antikörper lassen sich aber, anders als bei der Allergie, im Blut nachweisen. Die typischen Merkmale einer Histamin- Intoleranz betreffen nicht ausschließlich nur den Magen- Darm- Trakt, es kann auch zu Kopfschmerzen, Niesreiz, verlegter oder rinnender Nase kommen.
Oft treten auch Hitzewallungen, Hautrötungen, Atembeschwerden und Herzrhythmusstörungen auf.
Empfindliche Personen müssen darauf achten, Lebensmittel, die einen Reife- und Gärungsprozess durchgemacht haben, zu meiden. D.h. Sauerkraut, Salami, viele Käse- und Fischsorten, Wein und Sekt sollten nicht am Speiseplan stehen.
Neben den Lebensmitteln, die viel Histamin enthalten, sollte aber auch auf Nahrungs-mittel verzichtet werden, die zu einer vermehrten Freisetzung von Histamin führen, wie z.B. Eiweiß, Erdbeeren und Alkohol. Andere Nahrungsmittel wie Banane, Walnüsse, Schokolade und Sojaprodukte enthalten biogene Amine z. B. Serotonin, die ebenfalls vom Enzym Diaminooxidase abgebaut werden, das dann für die Histamin- Verwertung nur eingeschränkt zur Verfügung steht. Der Genuss dieser Lebensmittel führt zu einem Überschuss an Histamin und löst bei empfindlichen Personen eine Histamin- Intoleranz aus.
Langfristig sind auch in diesem Fall nur diätische Maßnahmen zielführend. Ab und zu kann man aber durch die Zufuhr des Enzyms Diaminooxidase in Tablettenform auch histaminreiche Speisen konsumieren, ohne dafür büßen zu müssen.